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Die Vorstellung einer systematisch zu Herrschaftszwecken genutzten Reichskirche, festgeschrieben im Begriff des „ottonisch-salischen Reichskirchensystems“, ist trotz kritischer Stimmen und zwischenzeitlicher Präzisierungen bisher nicht grundsätzlich in Frage gestellt worden. Die Autorin greift die Frage nach Berechtigung und Umfang des Systembegriffs für die Herrschaftszeit Ottos I. und Ottos II. und der währenddessen agierenden Erz-/Bischöfe der Mainzer Kirchenprovinz durch prosopografische und komparatistische Studien auf. Sie analysiert und interpretiert die Beziehungsgeflechte zwischen König und Mainzer Episkopat im 1o. Jahrhundert, indem sie anhand der Quellen die Herrschaftspraxis Ottos des Großen und seines Sohnes Otto II. hinterfragt, die Handlungsspielräume von Herrschern und Bischöfen ausleuchtet und die Interaktionen zwischen Episkopat und Königshaus darlegt. Auf diesem Weg wird das sogenannte Reichskirchensystem einer kritischen Revision unterzogen. Die vertiefte Auseinandersetzung mit der Herrschaftspraxis Ottos II. gibt darüber hinaus neue Impulse für weiterführende Forschungen zu seiner Regierung, und der Personenkatalog zu den Bischöfen der Mainzer Kirchenprovinz als Ergebnis der prosopografischen Studien kann auch als selbstständiges wissenschaftliches Nachschlagewerk dienen.