Um die ganze Vielfalt der Ãœberlieferung unseres Landes wiederzugeben,
ist in diesem Buch zum einen jede Region Schleswig-Holsteins wenigstens
mit einem Märchen vertreten, zum anderen werden möglichst viele
verschiedene Zauber-, Legenden- und Novellenmärchen berücksichtigt.
Außerdem wird weitgehend auf die altbekannten Erzählungen verzichtet,
die immer wieder abgedruckt werden und in der Reihe mit Sagen und
Märchen aus den einzelnen Gegenden unseres Landes leicht nachzulesen
sind.
Der Schwerpunkt dieser repräsentativen Auswahl mit 64 Märchen liegt auf
dem weitgehend unbekannten handschriftlichen Nachlass von Karl
Müllenhoff, in dem sich nicht nur Märchen aus seiner Heimat Dithmarschen
befinden, sondern beispielsweise auch einige aus Plön, Steinburg oder
Nordfriesland. Manche seiner Erzählungen sind nicht mehr zu
lokalisieren, doch nennt der Germanist immerhin den Namen und das Alter
seiner Gewährsleute. Bei anderen Aufzeichnungen fehlen jegliche Hinweise
auf Erzähler und Ort. Weit über die Hälfte von Müllenhoffs Märchen sind
auf Hochdeutsch notiert und dementsprechend groß ist auch der Anteil
hochdeutscher Texte aus anderen Quellen, was den Lesern sehr
entgegenkommen dürfte. Eine Rarität ist die vorletzte Geschichte aus
Angeln, die aus einem Schulheft von 1836 stammt, aber erst Anfang der
1990er Jahre entdeckt und bisher nur im dortigen Jahrbuch veröffentlicht
wurde. Ein Ortsregister erleichtert den Zugang zu den einzelnen
Erzählungen und wie immer werden die verwendeten Quellen genau
angegeben.
Dr. Gundula Hubrich-Messow, geboren in Strega in der Niederlausitz,
studierte von 1965-69 Germanistik, Romanistik und Sprachwissenschaft in
Tübingen, Nancy und Kiel. 1975 Promotion und Lehrauftrag in
Mittelhochdeutsch an der Uni Kiel. Die Erzählforscherin veröffentlichte
1981 ihr erstes Buch: „Personennamen in schleswig-holsteinischen
Volksmärchen“. Seitdem ist von ihr eine ganze Reihe von regionalen
Sagen- und Märchensammlungen im Husum Verlag erschienen.