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In seinem hier auf vielfaches Drängen neu aufgelegten Standardwerk verknüpft Hans-Heinrich Reuter ungemein kenntnisreich die Schilderung von Leben und Werk des wohl bedeutendsten deutschen Romanciers des 19. Jahrhunderts. Dabei gelingt ihm unter Heranziehung des umfangreichen Briefwechsels Fontanes beispielhaft die Verbindung der Detailgenauigkeit, Gründlichkeit und kritischen Wertung des Literaturwissenschaftlers hohen Ranges mit einer Form der Darstellung, die auch den „Normalleser“ weder überfordert noch ermüdet, sondern ihm zu regelrecht spannender Lektüre verhilft.
Dieser erste Band ist den ersten gut fünf Lebensjahrzehnten Fontanes gewidmet. Er setzt ein mit Herkunft und familiärem Umfeld, Kindheit und Jugend des Dichters, den ersten lyrischen Versuchen und dem Ausbruch aus dem Apothekerdasein. Die erste England-Reise schließt sich an, die vom Klima der 48er Revolution geprägte Zeit in Berlin und die notvolle Berängnis der Anfänge des Broterwerbs als freier Schriftsteller. Dem folgen die weiteren England-Aufenthalte, die Tätigkeiten als Auslandskorrespondent, Reiseschilderer und Journalist, der Beginn der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“.
Dann wird Fontane (ohne dabei dem zeittypischen Hurra-Patriotismus zu verfallen) zum Kriegsberichter - aus Dänemark, im Deutschen Krieg von 1866 aus Böhmen, im Krieg von 1870/71 aus Lothringen, wo er in Kriegsgefangenschaft gerät. Der Band klingt aus mit den Jahren bis 1876, für die Fontane selbst die Be-zeichnung Kritische Jahre - Kritikerjahre wählte und die in die endgültige Entscheidung für die Unabhängigkeit münden.
Dieser zweite Band von Hans-Heinrich Reuters Standardwerk über Leben und Werk Fontanes setzt zwar, was die Schilderung der Lebensumstände betrifft, erst mit dem Jahre 1876 ein, als der Dichter also die Mitte der Fünfzig schon überschritten hat, umfasst jedoch dessen fruchtbarste Schaffensperiode.
Denn erst jetzt, nachdem Fontane sich von allen Zwängen (aber natürlich auch, weswegen er sich diese Entscheidung nicht leicht machte, Sicherungen) einer festen Anstellung befreit hat, entstehen seine großen Romane und bedeutenden Erzählungen, die bis heute seinen Rang in der Weltliteratur bestimmen: „Vor dem Sturm“, „Grete Minde“, „Ellernklipp“, „L’ Adultera“, „Schach von Wuthenow“, „Graf Petöfy“, „Unterm Bimbaum“, „Cecile“, „Irrungen, Wirrungen“, „Stine“, „Quitt“, „Unwiederbringlich“, „Frau Jenny Treibel“, „Effi Briest“, „Die Poggenpuhls“ und schließlich „Der Stechlin“.

Der Leser erlebt sozusagen hautnah die Entstehung dieser Werke mit, aber auch Auseinandersetzungen darum und die Aufnahme bei der Kritik und beim Publikum.

Einem abschließenden Kapitel über die Wirkung und Wertung des Fontaneschen Werkes bis in unsere Zeit folgt ein umfangreicher Anhang mit Zeittafel, Anmerkungen, einem überaus umfassenden Quellen- und Literaturverzeichnis und einem mehrteiligen Register zu Werken, Namen usw.