Horst Schütz, Gesundheitsfürsorge zwischen humanitärem Anspruch und eugenischer Verpflichtung
Entwicklung und Kontinuität sozialhygienischer Anschauungen zwischen 1920 und 1960 am Beispiel von Prof. Dr. Carl Coerper
Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaft Nr. 98
272 Seiten, broschiert
Euro 49,–
ISBN
978-3-7868-4098-5
Matthiesen Verlag
Ausgehend von der Sozialhygiene der 20er Jahre etablierten sich
Fürsorgekonzepte, die nach 1933 die wissenschaftliche Begründung der
Euthanasie und Rassenhygiene lieferten. Die Arbeit verfolgt die
Entwicklung des Fürsorgegedankens, dessen Übergang zur Sozial- und
Rassenhygiene sowie die Restauration und Reorganisation
sozialhygienischer Konzepte nach 1945. Exemplarisch am beruflichen
Werdegang Carl Coerpers wird klar, wie aus einem Kinderarzt der Weimarer
Zeit ein Rassenhygieniker im Dienst des Nationalsozialismus werden
konnte. Zum Verständnis dieser Entwicklung wird die Geschichte der
Gesundheitsfürsorge, das theoretische Konzept des Konstitutionellen
Denkens sowie sozial- und rassenhygienischer Theorien erarbeitet. Nach
1945 aber dokumentiert Carl Coerpers berufliche Karriere die Kontinuität
sozialhygienischer Konzepte, die fortan den öffentlichen
Gesundheitsdienst der Bundesrepublik Deutschland bis ca. 1960 bestimmen
sollten.