Als die sog. „Art Brut“ nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihrer scheinbar dilettantisch-ungelenken ästhetischen Wiedergabe von Wirklichkeit in den Fokus des öffentlichen Interesses geriet, bildete sie gegenüber dem Surrealismus eine gänzlich unakademisch anmutende Gegenbewegung aus. Einer der faszinierensten Künstler der Art Brut war zweifelsohne Gaston Chaissac (1910–1964), dessen Werk es freilich immer noch vielfach zu entdecken gilt. Chaissac, 1937 in Paris von Otto Freundlich in die künstlerischen Techniken eingeführt, schuf in rascher Folge mit großem künstlerischen Selbstbewusstsein Zeichnungen, farbintensive Bilder sowie plastische Arbeiten als allerlei Abfallmaterialien von großer Intensität, deren unmittelbare Wirkung einen animistischen Reiz ausübt. „Chaissacs Ziel“, so der Maler Georg Baselitz, „ist das Darstellen von Untalent, das ungeschickte, hilflose, wackelige, unsichere, das künstliche Malen. Schema freundlich-traurig fürs Gesicht, boden-und-schattenlos für die Figur, mosaik-oder-mehr-glasfensterhaft für die Fläche, unvermischt-klar-nebeneinander die Farbe. [.] Kein Kampf mit dunklen Mächten. Er vertreibt die Feinde nicht mit Grimassen vom Fenster und schleicht nicht als Agent in fremde Ateliers. Er ist im Endspurt, er hetzt sich zum Ergebnis. Er will tatsächlich diesen jämmerlichen, gebrochenen Zustand, diese etwas hilflosen Geschöpfe, die verwelkten aber heiteren Köpfe, mit der klaren frischen Farbe.“
Gaston Chaissac
Gaston Chaissac
Malerei, Zeichnung, Objekte
Hrsg. von Uwe Haupenthal
118 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, broschiert
Format 22 x 19,5 cm
ISBN 978-3-86530-107-9
Verlag der Kunst
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